Ameisen, Spinnen und Co.

Datum: Januar 2019
Ort: Tropenwald, Costa Rica
Autor: Niklas

 

Schon einmal von einer Bande Affen geweckt worden? Abgeworfene Anker, All-Hands-Ausrufe, Feueralarme, laute Musik oder einfach schnarchende Mitbewohner sind alles Dinge, von denen ich schon geweckt worden bin, aber das laute Gebrüll von unseren Nachbarn – den Brüllaffen – ist jetzt neu auf meiner Liste.

Wenigstens war das um 07:15 Uhr, als ich sowieso aufstehen wollte. Nach einer sehr erholsamen Nacht in einem riesigen, bequemen und nicht schaukelnden Bett öffnete ich die Fenster und sofort wurde unser großes Zweibettzimmer mit dem Licht der Morgensonne, welches durch den Tropenwald grünlich gefärbt war, erleuchtet. Ich schaute zu meinem Mitbewohner und sah, dass er nicht mehr da war. Ich ging zum Helfen runter in die Waldküche und fand dort meinen verschwundenen Mitbewohner wieder. Ich half noch etwas in der Küche und bekam die äußerst wichtige Aufgabe, den Kakao zu rühren.

Als die Kochbananen (Platanos), Bananen, Papaya, Tortilla und schließlich auch mein gerührter Kakao fertig waren, freuten sich alle auf ein sehr leckeres Frühstück. Nach einer wunderbaren Mahlzeit brachten wir unsere Aufgabe von gestern zu Ende. Hier ein kleiner Rückblick vom gestrigen Tag: Die Aufgabe war es, ein Gerüst aus Bambus zur Überdachung, welches die Baby-Bäume vor Wind und Wetter schützen soll, zu bauen. Dafür bauten wir zunächst das alte Gerüst ab und zogen dann mit Macheten in den Wald, um neues Natur-Baumaterial zu holen.

Wir haben den riesigen Bambus gefällt und ihn zurückgetragen, abgemessen, im Boden versenkt und aneinandergebunden. Diese Arbeit brachten wir heute zu Ende, indem wir noch die letzten Baumbusstangen aneinandergebunden und das Ganze mit einer Plane abgedeckt haben. Es ist ein schönes Gefühl, etwas selbst gebaut zu haben, sein fertiges Werk zu betrachten und zu sehen, dass es hält. Und das nur aus Materialien, die man gerade aus dem Wald geschnitten hat – ohne Baumarkt!

Nachdem wir einen Macheten-Crashkurs bekamen, durften wir uns aus dem übrig gebliebenen Bambus mit den Macheten Becher bauen. Aus denen haben wir dann beim Mittagessen Guavensaft getrunken und zu essen gab es Reis mit Hühnchen. Normalerweise gibt es nach dem Essen eine „Siesta“ und dann geht es weiter mit der Arbeit. Gestern bekamen wir in der Zeit einen kleinen Kochkurs aus der costa ricanischen Küche, wie man Tortillas lecker zubereitet. Dies war heute aber anders, denn heute hatten wir Freizeit bis 16:00 Uhr, um dann eine Wanderung zu machen.

In unserer Freizeit haben Peer und ich uns an eine Bank nach draußen zu den Affen gesetzt und Tagebuch geschrieben und gezeichnet. Es war wunderschön: Ewig hoher und dichter Bambus auf der einen Seite und eine riesige Vielfalt an Pflanzen und Bäumen, die in Deutschland nicht zu sehen sind und den Wald genauso aussehen lassen wie man sich so einen Tropenwald vorstellt. Die Sonne strahlte mit allem, was sie hatte, auf das Gestrüpp, welches den Wald richtig grün aufleuchten ließ.

Nach einem kleinen Fotoshooting bereiteten wir uns dann auf die bevorstehende Wanderung vor. Eineinhalb Stunden wanderten wir auf den Berg zu einem „lookout“, von wo wir einen weiten Ausblick über den Tropenwald, die kleinen Berge und die schöne Umgebung hatten. Nur ein paar kleine Berge, welche mit Tropenwald und Plantagen überzogen waren, lagen vor uns bis zum weiten Pazifischen Ozean, der bis zum Horizont reichte. Und nur ein kleines Stück darüber lag die rot glühende Sonne schon in der Kurve, um unterzugehen.

Nur noch ein paar Minuten mussten wir warten, um zu beobachten, wie die Sonne hinter der ewigen Weite des Pazifiks versank. Schließlich ging sie unter und auf einmal wurde es kalt. Also eher gesagt etwas kühler als sonst, wir sind ja schließlich in den Tropen, hier existiert so was wie Kälte nicht. Im Dunklen gingen wir dann den Berg wieder runter, den wir mit unseren Kopfstirnlampen erhellten.

Peer und ich haben gestern schon die Erfahrung gemacht, wie es ist, in später Dunkelheit in den Wald zu gehen. Das Leben blüht hier in der Nacht! Beeindruckende Armeisenstraßen überall, riesige Spinnen (Taranteln!), grillende Grillen, große Käfer aller Art und in der Luft flatterte es in einer Tour.

Heil unten angekommen, gab es dann ein (wie immer) sehr leckeres Abendessen. Nach dem Essen verschwanden dann alle in ihre Zimmer. Obwohl die meisten gar keine Zimmer haben, sondern nur Betten, denn viele schlafen oben auf einer Art Terrasse, die über die gesamte Fläche verteilt ist. Wir wohnen in einer riesigen Hütte, die wie ein „U“ mit zwei Etagen gebaut ist. Die untere Etage besteht aus Zimmern, die zwar vier Wände haben und in jede Richtung zu, aber trotzdem offen sind. Sie sind so, dass man sich mit normaler Lautstärke durch die Zimmer unterhalten kann.

Das ist total toll, weil man die Vögel, Affen und Naturgeräusche von draußen hört und die frische Waldluft auch drinnen hat. Die obere Etage besteht nur aus einem überdachten Boden, welcher ansonsten offen ist. Hier stehen einfach nur Betten mit Moskitonetzen. Peer und ich sind in unser Zimmer gegangen und haben noch die letzte Energie verbrannt mit etwas Krafttraining. Anschließend gab es noch eine erfrischende Eisdusche, die den Puls noch einmal etwas angeregt hat.

Als ich mich dann bettfertig gemacht habe, musste ich noch auf’s Klo. Und als ich da so saß und auf die Wand der Dusche gegenüber von mir starrte, bemerkte ich einen sich schnell bewegenden dunklen Fleck. „Oh, eine Spinne“, dachte ich mir. Als die Spinne jedoch kurz stehen blieb und ich sie mir genauer anschauen konnte, dachte ich mir: „Oh, doch keine Spinne – das ist ein Skorpion!“ Etwas gestresst brachte ich zu Ende, was ich gerade gemacht habe und entfernte den Skorpion aus unserem Bad. Das war noch einmal ein Erlebnis.

Ich gehe jetzt ins Bett und wünsche euch allen eine gute Nacht, denn ich bin der einzige hier, der noch wach ist. Liebe Grüße und eine gute Nacht!

P.S.: An Nick auf der anderen Seite von Costa Rica: Ich habe unsere Abmachung noch eingehalten, du hoffentlich auch.